"shoppen" als Stadtgestaltungsziel

Veröffentlicht am 01.08.2012 in Kommunalpolitik

Vollständige Version des am 28.07.12 in den BNN gekürzt erschienen Leserbriefes.
„City-Shoppen mit music to go“ = „Karlsruhe – baden in ideen”.

Beim täglichen Genuss der Badischen Neuesten Nachrichten brachten mich diese zwei Überschriften etwas durcheinander. Selbst wenn Teile der Überschrift leichthändig aus der Redakteursfeder (Tastatur) kommen sollten, sind solche Formulierungen doch Original Marketing-Sprech der City Initiative und des Stadtmarketing Karlsruhe.
Eigentlich, dachte ich mir, bin ich so etwas ja von diesen zwei Karlsruher think-tanks gewohnt. Slogans, die das Alleinstellungsmerkmal Karlsruhes hervorheben sollen. Krampfhaft. Für wen ? Die Idee dahinter ist wohl Karlsruhe besser zu verkaufen. Nur: Das hat man ja schon getan. Ist erledigt.

Schmerzhaft wird der Verlust der „Karlsruher Identität“ von vielen Karlsruhern wahrgenommen, sie sind keine „City-Shopper“ und „baden nicht in ideen“. Viele würden gerne im Tulla-Bad baden, die meisten würden auch gerne in der Innenstadt einkaufen. Vielleicht beim Kaufhaus Schneider oder beim Schindele, würden gerne eines des früher zahlreich vorhandenen Bekleidungsgeschäfte besuchen, Beschläge beim Röckl kaufen und anschließend im Goldenen Kreuz essen gehen. Eben alles das in einer Stadt tun, was eine Stadt ausmacht: Wohnen, leben, arbeiten, sich versorgen. Das ist nicht „retro“, das ist ganz normal. Nicht „Convenience und fastfood“. Eine andere Stadt, etwas größer als Karlsruhe, ganz in der Nähe am Rhein gelegen, Strasbourg, glänzt in Sachen Konsum ganz anders. Dort gibt es in der Innenstadt Fachgeschäfte aller Art, Convenience ist weigehend unbekannt. Eine U-Strab zur barrierefreien direkten Anfahrt in „Ein-Euro-Läden“ wurde dort auch nicht gebaut. Mit dem dortigen großen Einkaufszentrum, das schon dreißig Jahr vor ECE und Postgalerie eröffnet wurde, hat man nicht die besten Erfahrungen gemacht. Dennoch funktioniert dort der Einzelhandel. Karlsruhe hätte genügend Instrumente die Stadt als Stadt zu gestalten und zu erhalten. Angefangen mit der Städtischen Sparkasse, die genügend Möglichkeiten besäße, wirtschaftsfördernd im Gewerbeimmobilienbereich tätig zu werden. Entlang ihres riesigen Verwaltungsblocks an der Hauptpost wäre genügend Platz Ladenräume zu bezahlbaren Mieten an inhabergeführte Handelsgeschäfte zu vermieten. Die Stadt selbst, die ohne Not ihren Grundstücksbestand schon vor vielen Jahren „ausdünnte“(verkaufte), sollte wieder verstärkt in diesem Bereich tätig werden, um ihre Steuerungsfunktion auszuüben. Es gäbe auch ohne zusätzliche Verdichtung durch energetische Dachsanierung hunderter Innenstadt-Häuser die Möglichkeit, eine große Anzahl von zusätzlichen Wohnungen zu schaffen. Ja. Es gäbe noch sehr vieles zu tun, um die Stadt als Stadt zu erhalten und weiter zu entwickeln, wenn sie nicht komplett an die neoliberalistische Geldverwertungsmaschinerie ausgeliefert würde. Denn die macht, was sie will. Genau das erleben die Karlsruher tagtäglich. Es ist nicht, wie es das Stadtmarketing behautet ein „angenehmes Leben in Karlsruhe“, das nur richtig beworben werden muss. Es ist zunehmend peinlich, sich zu seiner Geburts- und Heimatstadt zu bekennen, vor allem, wenn man nicht in ideen baden will. Wenn eine Stadt ihr Zentrum dadurch abschafft, dass sie öffentliche Räume ausschließlich ihrer kommerziellen Verwertbarkeit unterordnet, gleichzeitig wohnen im Kernbereich unmöglich macht, Ästhetik und Stadtplanung nur als Fremdwörter wahrnimmt, wird sie mittelfristig ganz andere Sorgen haben, als die von dem Stadtmarketing wahrgenommenen. Sie wird sukzessive aufhören als Stadt zu existieren.

Klaus Lustig

 
 

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